Der Übergang Tettnangs an Württemberg hat zur Folge, dass sich erstmals Bürger evangelischer Konfession – vor allem durch Zuzug evangelischer Beamter – hier niederlassen. Anfangs werden diese von der 1812 eingerichteten Pfarrei Friedrichshafen aus betreut. Das Bestreben um die Bildung einer eigenen Kirchengemeinde führt dazu, dass am 22. August 1854 in Anwesenheit der Königin die wieder hergerichtete Schlosskapelle im Neuen Schloss als evangelisches Gotteshaus geweiht wird. Mit dem 1. Oktober 1854 wird der regelmäßige Gottesdienst aufgenommen.
Im Juli 1811 kommt König Friedrich I. von Württemberg auf seiner Besichtigungsreise durch seinen Staat zum ersten Mal nach Tettnang. Er wohnt im Neuen Schloss, das zuvor gründlich renoviert worden war. Der König zeigt sich dem Volk und verteilt Geld an die Armen.
Fast 500 Jahre lang hatten die Montforter ununterbrochen in der Stadt in feudalistischer mittelalterlicher Art residiert. Nun erfolgt der Übergang an Österreich mit einer Anzahl wichtiger, moderner Neuerungen:
– Tettnang wird fünftes Oberamt in Schwäbisch-Österreich (Vorderösterreich).
– Tettnang erhält eine neue Stadtverfassung.
– Die Schulpflicht wird eingeführt.
– Die Leibeigenschaft und die Folter wurden abgeschafft.
– Die Todesstrafe wird vorübergehend von Kaiser Joseph II. aufgehoben.
Kaiser Joseph II. erlässt 1782 ein Klosteraufhebungsdekret, das alle Orden betrifft, „die zum Besten der Nächsten und der Gesellschaft nichts Sichtbares beitragen“. 1786 wird der Paulinerorden von der Aufhebung betroffen. In zwei Schüben 1786 und 1787 wird das klösterliche Leben auch in Langnau liquidiert. Güter und Besitz des Klosters werden versteigert. Da mit den Kirchen in Hiltensweiler und Langnau zwei Gotteshäuser in kurzer Entfernung voneinander stehen, soll das Pfarrecht nach Langnau verlegt und die Hiltensweiler Kirche abgebrochen werden. Nach dem Protest eines Großteils der Pfarrangehörigen gibt die Regierung 1793 Klosterkirche und Kloster zum Abbruch frei. Aus dem Abbruchmaterial werden Pfarrhaus, Pfarrscheuer und Schulhaus in Hiltensweiler errichtet.
Nach der Übergabe an Österreich muss der letzte lebende Montforter sich außerhalb der Stadt eine neue Wohnstätte suchen. Er baut sich ein Haus, das heutige Gasthaus „Krone“. Am 3. Dezember 1787 stirbt mit ihm das altehrwürdige Geschlecht aus. Im Vorraum der St. Galluskirche befindet sich sein Epitaph mit dem umgestürzten Wappen der Montforter.
In seinem Testament bedenkt er die Armen der Stadt mit der so genannte „montfortische Schenkung“, die 1916 noch 26.000 Mark enthielt, dann aber in der Inflation bis auf einen unbedeutenden Rest untergeht.