Wappen der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg
Nachdem Graf Hugo I. von » Montfort, der Gründer des Hauses, 1228 gestorben war, verwalteten seine Söhne Rudolf I. und Hugo II. den Familienbesitz zunächst gemeinsam. Nach dem Tode von Rudolf I. um 1243 und Hugo II. um 1258 erfolgte eine Aufteilung des montfortischen Besitzes. Rudolfs Söhne Hugo († 1280) und Hartmann I. († um 1271) erbten dem südlichen Teil mit dem heutigen Fürstentum Liechtenstein, dem Sarganserland und dem Süden Vorarlbergs und nannten sich nach ihrer Stammburg Werdenberg bei Buchs. Sie teilten Ihren Besitz in der Art, dass Hugo die Grafschaft Werdenberg und die Herrschaft Rheineck erhielt und Hartmann I. die Grafschaft Sargans. Graf Berthold III. von Heiligenberg, letzter seines Geschlechts, verkaufte 1277 seine Grafschaft an Graf Hugo, der seitdem als Hugo I. von Werdenberg-Heiligenberg bezeichnet wird. Mit Hugo VIII., einem Ur-Ur-Ur-Enkel des Grafen Hugo I. starb 1428 die ältere Linie zu Werdenberg-Heiligenberg aus. Nach sechsjährigen Erbauseinandersetzungen erhielt Graf Johann IV. von Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen die Grafschaft Heiligenberg. Als mit Graf Christoph 1526 auch diese jüngere Linie Werdenberg-Heiligenberg erlosch, kam die Grafschaft über dessen Tochter Anna im Erbgang an das Haus Fürstenberg.
Auf einem verwitterten Sandstein am Turm der St. Gallus-Kirche in Tettnang befindet sich ein Allianzwappen Montfort/Werdenberg-Heiligenberg. Es ist von unten nur als unverputzter Fleck etwa in Höhe des Dachansatzes zu sehen (Abb. 6) und in einem so schlechten Zustand, dass es bei Restaurierungsarbeiten 1992 zunächst viele Rätsel aufgegeben hat. Deutlich zu erkennen ist auf dem Stein links das Wappen der Grafen von Montfort (Abb. 7). Da es sich bei der Anordnung von zwei nebeneinanderstehenden Wappen um ein Allianzwappen handelt, kann das rechte Wappen nur das der Gemahlin eines Montfortgrafen sein. Und tatsächlich lassen die spärlichen Reste des Schildes einen Zick-Zack-Balken (Stufenschrägbalken) erkennen: das Wappen der Grafen von Heiligenberg, (Abb. 8). Als Graf Ulrich V. von Montfort 1467 den Grundstein für die Galluskirche setzte, stand der Turm bereits. Seine Eltern waren Wilhelm V. und Kunigunde von Werdenberg-Heiligenberg und ihnen ist das Allianzwappen zuzuschreiben. Mithin darf man davon ausgehen, dass unter ihrer Ägide der Turm der Pfarrkirche errichtet worden ist.
Abbildungen
- Abb.1: Wappen der Grafen von Werdenberg zu Werdenberg, später Werdenberg-Heiligenberg (links) und Wappen der Grafen von Werdenberg-Sagans (rechts)
- Abb. 2: Vollwappen der Grafen von Heiligenberg und der älteren Linie der Grafren von Werdenberg-Heiligenberg
- Abb. 3: Diese zwei Formen des Wappens der jüngeren Linie der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg aus dem Hause Sargans sind bekannt
- Abb. 4: Wappen der Fürsten von Fürstenberg wie es heute geführt wird
- Abb. 5: Netzrippenkonsole mit dem Wappen der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg im Chor der St. Anna-Kapelle in Tettnang, hier fälschlicherweise mit schräglinkem statt mit schrägrechtem Stufenbalken dargestellt
- Abb. 6: Sandstein mit dem Allianzwappen Montfort/Werdenberg-Heiligenberg an Turm der St. Gallus-Kirche in Tettnang
- Abb. 7: Allianzwappen am Turm der St. Gallus-Kirche
- Abb. 8: Skizze des Allianzwappens am Turm der St. Gallus-Kirche
Fundorte:
- St. Anna-Kapelle in Tettnang
- Turm der St. Gallus-Kirche in Tettnang